„Bißchen blöd, Großemami“, sagt Mette und lacht, als sie ihre Großmutter in der Küche besucht, die den Topf mit Orangenmarmelade auf dem Herd vergessen hat. Nun ist ein Teil der Marmelade blubbernd übergekocht und der andere Teil unten am Topf angebrannt.
Wenn Großemami sich freut, leuchtet sie von innen wie ein warmer Vanillepudding. Seit Mettes Mutter tot ist, leuchtet Großemami nicht mehr oft. Vor drei Jahren ist sie mit Großvater zusammen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Mette ist manchmal traurig, weil sie sich nicht an ihre Mutter erinnern kann.
Ihr Vater kommt, um sie abzuholen, damit sie sich vor der Schule noch ein bißchen einlebt. Mette kann kaum Laufen, sie hat solch ein Ziehen in der Brust, sie wird sterben vor Heimweh.
Im Auto gibt Großemami Mette eine Schachtel. Die Schachtel – wie konnte Mette nur die Schachtel vergessen! Jedes ihrer Geschwister bekam zum Schulanfang eine Schachtel von Großemami mit Kostbarkeiten darin zur Erinnerung an die Zeit vor der Schule, die sie alle bei Großemami verbracht haben.
Kaum, dass sie vom Hof gefahren sind und keiner etwas sagt, öffnet Mette ihre Schachtel: getrocknete Blumen aus dem Garten sind darin. Darauf wie auf bunten Kissen ein kleines Stoffpüppchen, mit dem Großemami als Kind gespielt hat: das Kostbarste, was Mette sich vorstellen konnte.
Um die Blumen und um das Püppchen herum liegt seidenweich ein Tuch. Mettes Herz bleibt stehen vor Glück: Es gibt ein Foto von ihrer Mutter auf Großemamis Nachttisch, auf dem sie lachend als junge Frau durch Großemamis Herbstgarten läuft in Gummistiefeln und mit einem Tuch um den Kopf. Eine Schwarzweißfotografie. Mette hat Großemami bei jedem Mittagschlaf nach der Farbe des Tuchs gefragt, aber da war Großemami immer schon eingeschlafen. Jetzt weiß sie es: es ist grün. Alles wird gut.
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